Der digitale Umbruch zeigt seine Spuren in vielerlei Branchen und Sektoren. Sehr stark ist auch die Versicherungsbranche vom digitalen Wandel betroffen. Dies ist unter anderem durch die Resultate der Studie „Versicherungen 2020“ ersichtlich. Die Unterschiede zwischen den Versicherungen hinsichtlich deren Anpassungsfähigkeit an die neuartigen Erfordernisse sind teilweise sehr groß. Viele Unternehmen der Versicherungsbranche haben es bisher nicht geschafft, ihre Produkte und Leistungen online vermarktbar zu machen sowie auch den Abschluss von Verträgen verbraucherfreundlich zu gestalten.
Die Tatsache, dass viele Versicherer dem digitalen Wandel noch hinterherhinken, ist dem Umstand geschuldet, dass sie es kaum vermögen, ihre alten und zunehmend verkrusteten Offline-Vertriebsstrukturen aufzubrechen. Dennoch ist der digitale Wandel längst eingeleitet und mittlerweile merkt die ganze Branche, dass es schnell an der Zeit ist, die neuen Marktgegebenheiten anzunehmen. Wenn Versicherer heute erfolgreich sein wollen, dann müssen sie ihre Kunden dort abholen, wo diese am meisten agieren – und dies ist weiter zunehmend das Internet. Knapp zwei Drittel der Deutschen nutzen das Internet täglich. Bloß einen Internetauftritt zu haben, reicht in dieser Weise für Versicherer längst nicht mehr aus, um neue Kunden zu gewinnen. Zudem: Mehrere Millionen Bürger schließen jährlich Versicherungen über das Internet ab – Tendenz steigend. Gründe hierfür vor allem: Unabhängigkeit von Öffnungszeiten, Versicherungen können bequem von Zuhause abgeschlossen werden, Sonderangebote via Internet sowie die schnelle Vergleichbarkeit von Angeboten. Es ist nach diesen Zahlen und Möglichkeiten nur schwer zu glauben, dass es immer noch Versicherungsunternehmen gibt, die keinerlei Möglichkeit zum Online-Abschluss offerieren.
Gewinner des digitalen Wandels werden zweifelsohne diejenigen Versicherungen sein, die bereits heute die vollen Möglichkeiten des Online-Business ausschöpfen. Denn die Versicherungswirtschaft lebt von der Kundenbindung und von Vertrauen. Wer dieses Online-Vertrauen jetzt aufbaut und dies im Zuge einer stetig wachsenden Online-Zielgruppe, hat bereits viel gewonnen. Die Gothaer Versicherungen, ein positives Beispiel in Zeiten der digitalen Transformation, konstatiert bei ihrer Umfrage „Versicherungen digital 2017“, dass 75 Prozent der Menschen digitale Angebote und Online-Service bei Versicherungen erwarten. Dennoch wollen auch 88 Prozent, dass ein persönlicher Ansprechpartner gegeben ist, was via Internet zum Beispiel über einen Online-Videochat mit dem jeweiligen Berater umsetzbar ist. Noch sind die Deutschen laut der benannten Umfrage etwas zurückhaltend bei Online-Abschlüssen. Demnach schließen rund ein Viertel ihre Kranken-, Haftpflicht- und Hausratversicherung online ab – im Gesamten dennoch bereits eine beachtliche Anzahl an Versicherten.
Mehrere Pilotprojekte zeigen auf, dass Versicherungen in Zukunft ohne Probleme vollkommen digital funktionieren könnten. Es ist so etwa möglich, dass ein einfacher Verkaufsprozess durchgängig ohne Verlassen der digitalen Welt vollzogen wird. Meist ist es in der Praxis noch so, dass Versicherer etwa bei Vertragsabschlüssen ab einem bestimmten Punkt noch in die analoge Welt zurückgehen – so etwa, wenn vom Versicherten bzw. vom Kunden eine Unterschrift auf Papier oder ein Post-Ident-Verfahren verlangt wird. Aufgabe und Herausforderung für die Versicherer im digitalen Wandel wird es in dieser Weise sein, sich mit der Logik der Kommunikation im Netz auseinanderzusetzen und sich intensiv mit den digitalen Bedürfnissen der Kunden zu beschäftigen. Klassische, ältere Vertriebsprozesse können so verändert und es können neuartige, innovative Prozesse aufgesetzt werden.