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Europäische Rating-Agentur soll im Frühjahr an den Start gehen

Jan 23 2012

Wie wir letzte Woche berichteten, sind die Ratings der amerikanischen Rating-Agenturen Standard & Poor's, Moody's sowie Fitch von hoher Bedeutung für die europäische Wirtschaft. Ausgehend von den Ratings entscheiden beispielsweise Versicherungen, welche Staatsanleihen sie kaufen – diese gelten in der Regel nämlich als verhältnismäßig sicher.
Durch ihre Bewertungen prägen diese Unternehmen die Marktentwicklung also entscheidend mit und geraten dadurch gerade in letzter Zeit immer stärker in die Kritik. Auch an der Finanzkrise wird ihnen eine Mitschuld durch Fehlbewertung gegeben, und seit der Herabstufung von insgesamt neun europäischen Ländern werden die Rufe nach einem europäischen Gegengewicht zu S&P, Moody's und Fitch immer lauter.

Geht es nach der Unternehmensberatung Roland Berger, so soll die von ihnen konzipierte europäische Rating-Agentur noch in diesem Frühjahr an den Start gehen. Derzeit, so heißt es, fänden noch intensive Gespräche und Verhandlungen statt. Insgesamt 30 Investoren aus ganz Europa, darunter Versicherungen, Banken und Börsen, müssen an einen Tisch gebracht werden und insgesamt 300 Millionen Euro Stiftungskapital zur Verfügung stellen. Bis Ende des Jahres soll es dann bereits möglich sein, die ersten Länder-Ratings zu erstellen, so Dr. Markus Krall, Partner der Roland Berger. Später kämen außerdem Banken- und Unternehmens-Ratings sowie strukturierte Finanzierungen hinzu.

Ein entscheidender Unterschied zu den US-Konkurrenten wird sein, dass es eine Haftung für fehlerhafte Analyse bei den Ratings geben soll. Momentan, so Krall, seien die Ratings der Agenturen juristisch gesehen nicht mehr als Meinungen, und würden so auch keinerlei Produkthaftung beeinhalten. Dies sei jedoch ein notwendiger Schritt und würde außerdem einen Anreiz bieten, sorgfältig zu arbeiten.