Steuerhinterziehung, Versicherungsbetrug – das scheinen für viele Deutsche nur Kavaliersdelikte zu sein, denn scheinbar ganz ohne Unrechtsbewusstsein bereichern immer mehr Bundesbürger unrechtmäßig auf Kosten anderer. Die Zahlen sind alarmierend: Beinahe jeder zehnte gemeldete Schadensfall ist manipuliert. Besonders häufig handelt es sich dabei um kleinere Summen aus privaten Haftpflicht- und Hausratversicherungen sowie Kfz-Versicherungen. Doch der wirtschaftliche Schaden, den diese "kleinen Vergehen" jährlich anrichten, geht in die Milliardenhöhe.
Das hat natürlich Konsequenzen: Die Versicherungen sehen nun genauer hin und überprüfen auch scheinbar harmlose Fälle, um den Betrügern auf die Schliche zu kommen. Und das mit Erfolg: So konnten im vergangenen Jahr bei einer Sonderuntersuchung im Bereich Elektronikgeräte fast 45 Prozent der gemeldeten Schäden als versuchter Versicherungsbetrug überführt werden.
Die Kfz-Versicherungen sind inzwischen sogar dazu übergegangen, möglichst jeden gemeldeten Fahrzeugschaden zu überprüfen – auch Kleinstschäden wie Kratzer im Lack oder Dellen in der Karosserie. Zwar sind dafür mehr Gutachter im Einsatz als jemals zuvor, deren Aufklärungsquote ist allerdings so hoch, dass sich die gestiegenen Personalkosten durch das eingesparte Geld leicht amortisieren. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) gab an, sich unter anderem auch deshalb zu diesem Schritt entschieden zu haben, um die ehrlichen Kunden vor eventuellen ungerechtfertigten Prämienerhöhungen zu schützen.
Denn diese sind es letztlich, die den Schaden eines Versicherungsbetruges durch ihre Beiträge mitfinanzieren müssen und außerdem unter dem geweckten Misstrauen der Versicherer leiden, wenn sie einen Schadensfall melden wollen.
Glücklicherweise hat der verstärkte Einsatz von Sachverständigen noch einen positiven Nebeneffekt: Seit bekannt ist, dass man mit einem Versicherungsbetrug nicht mehr so leicht durchkommt wie noch vor einigen Jahren, geht auch die Zahl der ungerechtfertigt gemeldeten Versicherungsfälle zurück, so dass sich das gespannte Verhältnis zwischen Versicherern und Versicherten vielleicht in den nächsten Jahren wieder normalisiert.